Fehlt in der Gesundheitspolitik der Blick auf das biologische und soziale Geschlecht, kommt unter dem Strich eine Gesundheitsversorgung heraus, die vielen von uns nicht gerecht wird. Solange hauptsächlich Männer im Gesundheitssystem die wichtigen Entscheidungen treffen und ein männlicher Körper in der Gesundheitsforschung, -lehre und –versorgung als Norm gilt, kommen Frauen zu kurz – und nicht nur sie.
Nicht nur „Mann“ denken
Denn körperliche Unterschiede und genderbezogene Zuschreibungen wirken sich in der Medizin in vielfältiger Weise aus. Auslöser, Symptome und indizierte Behandlungen unterscheiden sich bei etlichen Krankheiten.
Paradebeispiele sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Beim Stichwort „Schlaganfall“ etwa denken viele von uns immer noch automatisch „Mann“. Das Risiko von Frauen für eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems ist aber beispielsweise höher als das einer Erkrankung an Brustkrebs. Ersteres wird oft unterschätzt – auch von Ärzt*innen, die die Erkrankung von Frauen nicht zeitig erkennen und behandeln, weil Frauen andere als die für Männer typischen Symptome präsentieren.
Gender Data Gap schließen
Für ein besseres Gesundheitswesen brauchen wir eine Geschlechterperspektive in der Erhebung und Auswertung von Daten. Das gilt für Forschung, Versorgung und Therapie, aber auch bei den Arbeitsbedingungen und der Vergütung im Gesundheitssystem und bei der Besetzung von Entscheidungsgremien.
Schluss mit Diskriminierungen
Schwachstellen in der Gesundheitsversorgung von Frauen in Bereichen wie der Geburtshilfe, dem Schwangerschaftsabbruch oder der Gesundheitsförderung müssen als das benannt werden, was sie sind: diskriminierend und einer selbstbestimmten Lebensplanung entgegengesetzt. Das gilt auch für die Bedürfnisse von Lesben, Schwulen, bi-, trans- und intergeschlechtlichen Menschen.
Was wir wollen
- Mehr Frauen in den Führungsgremien unseres Gesundheitswesens, Frauenquoten und bessere Arbeitsbedingungen in Forschung, Gesundheitsversorgung und Pflege.
- Grundsätzliche Verbesserungen in Bereichen der Frauengesundheit wie der Geburtshilfe und in der geschlechtssensiblen Gesundheitsförderung und Prävention.
- Förderung für Geschlechterforschung und einen Fokus auf den Aspekt „Geschlecht“ in der medizinischen Ausbildung.
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