Zur Ankündigung der Union, mit einer Nationalen Strategie gegen Einsamkeit vorzugehen, erklärt Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung:
Es ist an der Zeit, dass wir Einsamkeit ernster nehmen und politische Maßnahmen gegen die Vereinsamung ergreifen. Eine Beauftragtenstelle bei der Bundesregierung, wie von der Union vorgeschlagen, ist ein Signal, reicht aber nicht aus. Zudem bleibt das Positionspapier hinter den Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag zurück und ist nicht verbindlich genug. Wir brauchen strukturelle Veränderungen. Im städtischen Raum wohnen zwar viele Menschen allein, er bietet aber auch die besten Voraussetzungen, um Begegnungen wahrscheinlicher und einfacher zu machen. Dafür müssen wir das Draußen neu denken. Einiges können wir sofort anstoßen, um das Miteinander während der Pandemie zu stärken. Andere Maßnahmen sind in der Stadtplanung dauerhaft zu verankern, um mit dezentralen Begegnungsräumen direkt vor der Haustür Einsamkeit vorzubeugen.
Nicht jeder Mensch der allein ist, fühlt sich einsam. Das Bedürfnis nach Kontakt ist unterschiedlich ausgeprägt. Aus chronischer Einsamkeit können seelische Erkrankungen wie Depressionen, aber auch Bluthochdruck oder Herzinfarkte entstehen. Einsamkeit ist in der Corona-Pandemie für mehr Menschen ein Problem. Viele Menschen schämen sich wegen ihrer Einsamkeit und ziehen sich deswegen noch mehr zurück. Einsamkeit kann Kinder und Jugendliche, die pandemiebedingt weder zur Schule gehen noch sich im Freizeittreff oder auf dem Sportplatz begegnen, genauso betreffen wie alte Menschen, die derzeit keinen Besuch bekommen können oder Menschen mittleren Alters, die nun im Homeoffice arbeiten oder gerade keiner Arbeit nachgehen können – dann kommen eventuell noch Zukunftsängste hinzu.
Während der Pandemie haben sich viele von uns einsam und verletzlich gefühlt. Wir haben jetzt die Chance, die Weichen zu stellen, für die Welt nach Corona – und das könnte eine Welt sein, wo die Gelegenheit zu einem Gespräch, einem freundlichen Wort, einer selbstverständlichen Begegnung in der Nachbarschaft wahrscheinlicher geworden sein wird. Ein erster Schritt ist die Anerkennung des Themas Einsamkeit, die nächsten Schritte müssen folgen.
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