Im Rahmen einer schriftlichen Frage habe ich die Bundesregierung gefragt, ob sie sich über die NS-Verstrickungen der Brinkmann AG bewusst ist und welche Schlussfolgerungen sie daraus hinsichtlich des Umgangs mit dem im Bremer Hauptbahnhof befindlichen „Brinkmann-Mosaik“ zieht. Aus der Antwort geht hervor, dass sich die Bundesregierung sehr wohl über die Verstrickungen bewusst ist, aber keine Notwendigkeit sieht, das Wandmosaik kritisch einzubetten.
Wir brauchen einen kritischen Umgang mit kolonialen Spuren im öffentlichen Raum, um die koloniale Amnesie zu überwinden. Das betrifft auch das Wandmosaik im Bremer Hauptbahnhof, das einseitig die Geschichte der Kolonisatoren zeigt. Die Perspektive der Kolonisierten bleibt im Mosaik unberücksichtigt. Bremen und seine Unternehmen waren beteiligt an Gewaltherrschaft und dem Raub von Kulturgütern. Vielen Menschen ist das gar nicht bewusst, weil es zu wenig Informationen darüber gibt. Sowohl Bremens Rolle im Kolonialismus als auch die Rolle der Brinkmann AG im Nationalsozialismus müssen sichtbar gemacht werden. Bei der Suche nach einem angemessenen Umgang mit dem Wandmosaik müssen die Nachfahren der Kolonisierten die entscheidende Stimme haben. Es ist verwunderlich, wie wenig historisches Bewusstsein die Bundesregierung hat, wenn sie in diesem Zusammenhang alleinig die unscheinbare Gedenktafel am Bremer Hauptbahnhof anführt, die an den Deutschen Überfall auf die Sowjetunion und die Deportation Bremer Jüd*innen im Nationalsozialismus erinnert. Von einer ehrlichen Aufarbeitung können alle profitieren.
Die Antwort der Bundesregierung auf meine schriftliche Frage kann hier heruntergeladen werden:
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