Anlässlich des World Obesity Day am 4. März erklärt Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung:
Der World Obesity Day, der Welttag der Adipositas, bietet Anlass, um die Aufmerksamkeit auf die Diskriminierung und Stigmatisierung zu richten, die hochgewichtige Menschen im Gesundheitswesen erfahren. „Übergewicht“ wird in Deutschland nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durch den Body Mass Index (BMI) ermittelt. Die Kritik an dieser Art der Messung wird zunehmend lauter. Eine Einordnung in Gewichtsklassen nur anhand des BMI ist willkürlich und hat keinen Mehrwert.
Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung gilt laut Statistischem Bundesamt als „übergewichtig“ oder „adipös“. Das gesellschaftliche Klima gegenüber hochgewichtigen Menschen ist jedoch oftmals feindlich. Davon ist auch das deutsche Gesundheitswesen im hohen Maße betroffen. Hochgewichtige Menschen haben mit negativen Einstellungen und Vorurteilen ihnen gegenüber zu kämpfen. Betroffene berichten, dass sie sich in der Behandlungssituation nicht ernstgenommen fühlten oder all ihre Symptome auf das Gewicht rückgeführt wurden. Dabei helfen Diäten im Krankheitsfall oft nicht weiter und ersetzen keine Therapie. Gesellschaftliche Körperideale können, insbesondere für Mädchen und junge Frauen, gesundheitsgefährdend sein.
Dicke Menschen erfahren im Schnitt eine kürzere Behandlungsdauer und ihnen werden negative Eigenschaften wie mangelnde Motivation zugeschrieben. Zudem besteht eine materielle Versorgungslücke. Eine optimale Versorgung hochgewichtiger Patientinnen und Patienten ist nicht überall sichergestellt. Statt dicke Menschen zu stigmatisieren und Patientinnen und Patienten nicht ernst zu nehmen, muss es eine gute Versorgung für alle geben. Schuldzuweisungen zu Lasten der Hochgewichtigen sind unangebracht und kurzsichtig. Dicke Menschen haben wie alle anderen das Recht, im Gesundheitswesen mit Respekt und Würde behandelt zu werden, wie auch in allen anderen Teilbereichen des gesellschaftlichen Lebens.
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