Zum Bericht der Bundesdrogenbeauftragten zur Zahl der Drogentoten erklärt Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Drogenpolitik:
Es ist ein Jammer, dass die Zahl der Drogentoten wieder steigt. Wir brauchen eine Politik, die auf Prävention und Schadensminimierung setzt. Die Bundesregierung könnte mehr tun, wenn sie wollte. Wer süchtig ist, braucht Hilfe und keine Strafverfolgung. Die Bundesregierung muss dafür Sorge tragen, dass flächendeckendes Drugchecking möglich wird. Wenn Drogen auf Streckmittel und Konzentration der Wirkstoffe getestet werden, können Überdosierungen und Todesfälle vermieden werden. Zudem brauchen Abhängige sichere Räume für den Konsum, in denen sie im Notfall Hilfe erhalten. In Drogenkonsumräumen sollte genauso wie in Rettungswagen und auch für die Angehörigen und die Abhängigen selbst Naloxon zur Verfügung stehen, das bei Opioid-Überdosierungen Leben retten kann. Da rüber hinaus muss die Substitutionstherapie auch für Menschen in Haft ausgebaut werden. In Gefängnissen sterben zu viele Menschen an einer Überdosis. Eine ärztliche Originalstoffvergabe könnte diese Todesfälle reduzieren.
Suchtberatung und Drogenhilfe müssen in Zeiten der Corona-Krise aufrecht erhalten werden. Für suchtkranke Menschen kann die Unterbrechung einer Therapie katastrophale Folgen haben. Wir dürfen die Schwächsten in der Gesellschaft in dieser schwierigen Zeit nicht vergessen.
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