Die Provenienzforschung zu Kulturobjekten aus kolonialen Kontexten nimmt nur langsam an Fahrt auf. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage von meiner Fraktion und mir hervor. Von den geschätzten über 10.000 menschlichen Gebeinen und unzähligen Kulturobjekten, die sich in deutschen Museen und Sammlungen befinden, wird bisher nur ein kleiner Teil über die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel erforscht. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserem kolonialen Erbe müssen Projekte umfassend gefördert und ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Gerade weil die Provenienzforschung über die letzten Jahrzehnte so schmerzlich vernachlässigt wurde, müssen sich jetzt alle Museen und Institutionen an die Arbeit machen und die eigenen Bestände beforschen und diese Informationen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Zudem muss die Förderpraxis dekolonisiert werden, das heißt: Institutionen aus den Herkunftsgesellschaften sollen Projekte eigenverantwortlich beantragen und durchführen können. Zusätzlich sollten den Einrichtungen Mittel für die Rückführung von menschlichen Überresten und Objekten zur Verfügung stehen.
Die Antwort der Bundesregierung auf meine kleine Anfrage kann hier heruntergeladen werden:
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