© Kirsten Kappert-Gonther

Was soll dieses Gretabashing? Eine Erwiderung

Im Grunde macht es mich richtig ärgerlich: dieser detektivische Eifer, mit dem Einige versuchen, Greta Thunberg irgendwelche Fehltritte nachzuweisen. Wenn alle mit nur halb so viel Verve dran gingen, unser Klima zu schützen, stünde es weit besser um die Welt.

Ärger allein ist aber natürlich kein geeigneter politischer Ratgeber. So denke ich viel nach – als Politikerin, als Ärztin und Psychotherapeutin, als Bewohnerin unseres schönen Planeten, als Mutter -, wie es gelingen kann, diese Kraft, die ja offensichtlich da ist, zu gewinnen für echten Klimaschutz, für Artenschutz, dafür, dass wir das Ruder noch so rumreißen, dass unsere Enkelinnen und deren Enkel im Einklang mit der Natur, mit unseren Ressourcen, mit allem, was das Leben schön und manchmal schwer macht, in Zukunft zu leben.

Psychologisch verstehe ich, dass die Bedrohung des Klimawandels so erschreckend ist, dass es leichter ist, die Angst in Wut zu verwandeln und auf Andere zu projizieren. Greta hält uns den Spiegel vor, müht sich ernsthaft um einen eigenen klimaschonenden Lebensstil und stößt dabei naturgemäß an Grenzen – weil die Rahmenbedingungen, unter denen wir alle leben, es eben so verdammt schwer machen, ressourcenschonend zu leben.

Mit geht es so, ich finde, dass wir den Dreiklang brauchen:

Erstens: eine Politik, die endlich Klimaschutz ernst meint. Das geht nur mit einem Ausstieg aus der Kohle, mit der Abschaffung der Massentierhaltung, mit der Agrar- und Verkehrswende.

Zweitens: persönliche Beiträge zum ressourcenschonenden Leben würdigen und nicht abwerten. Wenn Menschen wenig oder keine Tierprodukte essen, wenn Menschen plastikarm einkaufen oder nicht fliegen, Fahrrad fahren und Ökostrom nutzen – ist das doch super und kein Angriff auf das Gegenüber, sondern ein wertvoller individueller Beitrag zum Klimaschutz.

Drittens: ernsthaft miteinander reden, gemeinsam nach guten Ideen fürs Klima in unseren Städten und Gemeinden, in unseren Familien und WGs suchen und versuchen, möglichst viel davon umzusetzen. Dabei hilft es, denen zuzuhören, die viel Ahnung haben, den Wissenschaftler*innen, Ingenieur*innen, Städteplaner*innen, aber eben auch jeder und jedem, die sich Gedanken machen.

Ich bin davon überzeugt: es kommt auf uns alle an und die Zeit drängt. Ich finde es fabelhaft, dass eine junge, kluge, mutige Frau so viel bewegt. Ich finde Greta wunderbar und bin sehr, sehr dankbar für ihren Beitrag für unsere Welt.

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