Zum Gesetzentwurf für eine Reform der Ausbildung von Hebammen erklärt Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung:
Spahns Blockadehaltung zur Besserstellung von Hebammen war nicht haltbar. Deutschland ist Schlusslicht bei der Akademisierung des Hebammenberufs. Endlich sieht Spahn ein, dass EU-Verordnungen auch für ihn gelten. Hebammen müssen gemäß ihrer Qualifikation eingesetzt und bezahlt werden. Der Gesetzentwurf ist richtig, doch er greift zu kurz. Minister Spahn liefert keine Antwort darauf, wie bereits ausgebildete Hebammen sich nachträglich akademisch qualifizieren können, ohne ein vollständiges Studium absolvieren zu müssen. Eine stärkere interdisziplinäre Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten und Hebammen wäre zu begrüßen. Die Expertise von erfahrenen Hebammen muss in die neuen Studiengänge überführt werden.
Völlig blank bleibt Spahn bei dringend notwendigen Verbesserungen in der Geburtshilfe. Die Ausbildungsreform kann nur mittelfristig wirken, doch die Arbeitsbedingungen in den Kreißsälen müssen jetzt verbessert werden. Die Personalausstattung in Kliniken muss so bemessen sein, dass für jede Frau während der Geburt eine 1:1-Betreuung gewährleistet ist. Hebammen müssen von fachfremden Arbeiten wie Putzen entlastet werden. Eine Geburt braucht Zeit und diese müssen sich die Gebärenden und Hebammen auch nehmen können. In Deutschland werden zu viele medizinisch unnötige Kaiserschnitte durchgeführt. Bessere Strukturen in der Geburtshilfe sind der Schlüssel für einen guten Start ins Leben.
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