Rodungsstopp im Hambacher Wald! Am letzten Samstag waren wir 50.0000 Klimaschützer*innen, die dort – bei strahlender Sonne – für den Kohleausstieg demonstriert und gefeiert haben. Protest nutzt!
Vor gut zwei Wochen war ich als parlamentarische Beobachterin im Hambacher Wald im Einsatz. Zwölf Tage bevor ein Gericht den vorläufigen Rohdungstopp verfügt hatte. Die Polizei hatte gerade begonnen, die Baumhäuser der Aktivist*innen zu räumen. Es goss wie aus Kübeln und ich war nass bis auf die Knochen. Abgeordnete der grünen Bundestagsfraktion und der Landtagsfraktion NRW haben Tag für Tag zum Teil im Schichtdienst als parlamentarische Beobachter*innen den größten Polizeieinsatzes, den NRW je gesehen hat, und die Demonstrationen begleitet. Parlamentarische Beobachter*innen dürfen Polizeiabsperrungen durchqueren und können zu einer friedlichen Durchführung des Einsatzes beitragen.
Der Hambi ist seit Jahren ein Symbol für den friedlichen Protest für Klimaschutz. Und die Krater des Braunkohletagebaus ein Sinnbild für eine rückwärtsgewandte, klimafeindliche Politik. Vor zwei Wochen habe ich das erstmals mit allen Sinnen erlebt: den Wald, den Protest, die Stimmung, die Schönheit, die Solidarität. Der Wald, ein lebendiger Mischwald ist wunderschön. Viel ist davon nicht mehr übrig. Im Wald verstreut befanden sich an diesem Tag noch verschiedene Baumhausdörfer. Wunderschön, wie die Häuser in den Baumwipfeln schweben. Die sind inzwischen alle abgerissen worden. Die Freundlichkeit unter den Demonstrierenden fiel mir sehr wohltuend auf. Etwa 8.000 Menschen waren an diesem Sonntag durch den Wald spaziert und haben erneut den Aktivist*innen ihre Solidarität gezeigt und ein klares Zeichen für Klimaschutz gesetzt. Sonntag für Sonntag, über Wochen, kamen Spaziergänger*innen in den Wald: alte und junge, gut zu Fuß und auf Krücken, mit Kindern in Wägen und in Tragetüchern.
Aktivist*innen erzählten mir, dass nachts nun grelle Scheinwerfer auf ihre Baumhäuser gerichtet würden und aus Lautsprechern die Geräusche von Kettensägen schallen. Das Ziel war klar: Zermürbung. Die Stimmung blieb dennoch kraftvoll-friedlich.
Ich hoffe immer noch darauf, dass Vernunft einkehrt und das noch verbliebene Stück des Hambacher Waldes überleben darf. Wir werden aus der Kohle in Deutschland aussteigen. Da bin ich ganz sicher. Wenn der Wald dennoch vorher noch gerodet würde, wäre er verloren. Was bleiben wird, so oder so, ist die Kraft und die Schönheit der Solidarität. Ich habe großen Respekt vor den Aktivist*innen, sie tun das für uns alle.
So hatte ich es am Abend meines Einsatzes geschrieben.
Und dann am Morgen des 5. Oktober kam die befreiende Nachricht: „Gericht verhängt vorläufigen Rodungsstopp!“ Bis auf weiteres darf nicht gerodet werden. Das ist fantastisch! Ausschlaggebend war letztlich wohl die Bechsteinfledermaus. Tragisch und gleichzeitig sehr bezeichnend, dass ausgerechnet eine vom Aussterben bedrohte Tierart den zwingend notwendigen Schutz der Umwelt herbeiführt. Bitter auch, dass die NRW-Regierung und RWE durch ein Gericht dazu gezwungen werden mussten. Nun verliert die RWE-Aktie rapide an Wert. Ein weiteres Zeichen dafür, dass es für die Industrie Sinn machen würde, frühzeitig überkommene Technologien in zukunftsfähige zu überführen.
Am Tag darauf, am Samstag, den 6. Oktober, waren wir mindestens 50.000 Klimaschützer*innen auf dem Feld vor dem Hambacher Wald. Es war ein Fest. Eine neue Klimaschutzbewegung. Protest nutzt etwas, Vernunft kann sich durchsetzen. Dafür müssen wir unsere Kräfte zusammen bündeln. Seit an Seit auf der Straße, im Wald, im Parlament: für Klimaschutz.
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