Brief an die grünen Mitglieder: Erklärung meiner Kandidatur

Brief an die grünen Mitglieder vom 16. Juni 2016

Liebe Freundinnen und Freunde,

viele haben mich schon gefragt, ob ich wieder kandidieren werde. Entscheidungen müssen reifen. Und nun habe ich mich entschlossen: Ich werde auf Platz 1 der Landesliste für den Bundestag kandidieren. Drei Gründe stehen für mich dabei im Vordergrund: Nur auf Bundesebene lassen sich die Erfolge unserer in Bremen begonnenen sozial gerechten und ganzheitlichen Gesundheitspolitik bewahren und fortsetzen. Zugleich braucht der Bundestag in dieser Phase wachsender gesellschaftlicher Spaltung die Bremer Erfahrung gelebter religiöser Toleranz und kultureller Vielfalt. Und ebenso dringend ist das Land Bremen angewiesen darauf, dass in Berlin Bremens Interessen aus grüner Perspektive laut und deutlich artikuliert werden. Dafür stehe ich. Das traue ich mir zu.

Die Bürgerschaftsfraktion hat mich vergangene Woche einstimmig als stellvertretende Vorsitzende im Amt bestätigt. Die Politikbereiche Gesundheit, Religion und Kultur bearbeite ich mit großer Freude und Erfolg. Die gute Zusammenarbeit mit außerparlamentarischen Initiativen, KollegInnen der Bundestagsfraktion und in anderen Bundesländern und mit vielen von euch ist mir dabei sehr wichtig. Meine – bis heute tägliche – Arbeit als Ärztin und Psychotherapeutin in meiner Praxis zeigt mir, wo bessere Rahmenbedingungen für ein gutes und gesundes Leben notwendig sind.

Für mich bedeutet grüne Politik, den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken durch Teilhabe und Gleichberechtigung. Unser grüner Ansatz heißt Inklusion – also die selbstverständliche Teilhabe Aller, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion und Fähigkeiten zu verwirklichen. Das ist der Schlüssel für eine solidarische Gesellschaft. Da ist schon viel erreicht: Kunst und Kultur sind nötig, um die soziale Spaltung aufzuhalten, gesellschaftliche Visionen zu entwickeln und Integration zu fördern – das weiß mittlerweile im Grunde jeder. Aber wir Grünen müssen daran noch manchmal erinnern! Dass Minderheiten, die früher sogar staatlich ausgegrenzt wurden, dazugehören, gilt heute – und auch das ist ein Erfolg von uns Grünen! – vielen, hoffentlich den meisten, als normal. Aber diese Öffnung der Gesellschaft ist gefährdet. Wir müssen sie bewahren. Und wir müssen sie weiterentwickeln!
Vielfalt als Chance und nicht als Bedrohung zu begreifen, führt zu Menschlichkeit und Solidarität. Diese gleichberechtigte Teilhabe muss auch für psychisch Kranke gelten. Vergangene Woche haben wir ein richtungsweisendes Konzept zur Verbesserung der Situation von psychisch Kranken in Bremen verabschiedet. Für diese Bausteine der Psychiatriereform habe ich fünf Jahre gekämpft und inzwischen parteiübergreifende Zustimmung erhalten.

Vorstellungen über ein gutes und gesundes Leben entstehen in den Kommunen. Dort werden sie auch umgesetzt. Die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen aber werden im Bundestag verhandelt: Es ist wichtig, dass wir dort mit unseren Erfahrungen aus unserem Zweistädtestaat die Interessen der Kommunen glaubwürdig vertreten. Wir wissen, dass Armut und Krankheit einander bedingen. Wir müssen also gerade in Bremerhaven und Bremen mehr für gesunde Lebensbedingungen tun. Die Kommunen brauchen mehr Rechte bei der Versorgungsplanung und eine auskömmliche Krankenhausfinanzierung, deren überfällige Reform die große Koalition einfach auf die lange Bank schiebt. Die Bedingungen dafür werden auf Bundesebene verhandelt.

Das Land Bremen ist voller guter grüner Ideen. Sie brauchen eine starke Stimme in Berlin. Diese Stimme will ich sein. Durch meine Verwurzelung in Bremen, durch meine Bindung an meine Familie und Freunde, durch meinen guten Kontakt zu vielen von euch werde ich uns Grüne gut im Bundestag vertreten können.

So viel zu meinen Beweggründen heute. Zur Listenaufstellung werde ich mich ausführlicher bewerben. Lasst uns darüber sprechen. Darauf freue ich mich. Denn ihr wisst ja, mein Motto ist: Miteinander reden hilft.

Eure Kirsten

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